Von Nicht-Einzelgänger aus der Bahn geworfen

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  • Hallo,


    ich bin neu, aber fall gleich mal mit der Tür ins Haus :D
    Immerhin war meine Motivation, mich hier anzumelden, genau diese Frage, also stelle ich sie auch gleich mal.


    Hintergrund: Ich bin eine klassische, autarke Einzelgängerin/Einzelkämpferin und damit durchaus zufrieden.
    Vor inzwischen drei Jahren ist mir dann aber etwas passiert, was mich mit heute beschäftigt und mit dem ich einfach nicht so wirklich klar komme: Da stürmte ein Mann in mein Leben, rettete mich aus einer etwas misslichen Situation, stellte sich an meine Seite und bestritt das "Gefecht" mit mir gemeinsam.
    Die autarke Einzelkämpferin war perplex! So was war ihr in ihrem ganzen Leben noch nicht untergekommen. Ich bin es gewohnt, alles selbst auszufechten, selbst zu organisieren und - notfalls - allein zu verlieren. Ich bin noch nie jemandem begegnet, der ganz selbstverständlich mit mir auf der gleichen Stufe steht, mir in die Augen sehen kann, ohne mich dominieren zu wollen, ohne mir was von "Gefühle zulassen" vorzuschwafeln und ohne tot umzufallen, der mich unterstützt und auf den ich mich zudem auch noch verlassen kann!
    Ich habe mich noch nie auf irgendwen verlassen, weil das erfahrungsgemäß sowieso nicht klappt. In Teamarbeit bin ich eine Niete, weil ich die Unzuverlässigkeit und Faulheit der anderen, die sich eigentlich immer irgendwann einstellt, auf Dauer nicht ertragen kann.
    Tja, und nun war der da und zog tatsächlich mit mir an einem Strang!


    Bis dahin war er aber nur Kollege in einem virtuellen Projekt. Als wir das erste Mal telefonierten, wurde es noch schlimmer. Er bot der autarken Einzelkämpferin ein Gefühl an, das ihr neu ist: Geborgenheit. Immer noch ganz auf Augenhöhe. Die Verwirrung wuchs und hält bis heute an.
    Denn: Wir sind total gegensätzlich. Er ist gesellig, ich eben Einzelgänger, er ist Großstadtmensch, ich Landei, er mag Discos, Konzerte und all so was, ich krieg davon Anfälle (zu laut und zu viele Leute), keine gemeinsamen Hobbys, nichts, nichts, nichts.
    Trotzdem bin ich geradezu süchtig nach diesem Gemeinschafts- und Geborgenheitsgefühl, das er vermittelt. Auch längere Kontaktabbrüche haben nicht geholfen. Sobald er sich wieder meldet, ist es aus mit meiner zufriedenen Ruhe.


    Ich weiß einfach nicht, was ich daraus machen soll. Mir ist klar, dass mir das auch niemand sagen kann. Aber: Ich denke, dass mich hier am ehesten jemand verstehen kann, denn meine übrigen sozialen Kontakte verstehen nicht, was es bedeutet, autark auf der eigenen Insel zu leben und damit zufrieden zu sein. Meistens zumindest.
    Ich will meine Insel an sich weder verlassen noch teilen, aber vielleicht wäre es ja dennoch eine neue Erfahrung, die nicht gemacht zu haben, ich später bereuen würde. Vielleicht ruiniere ich aber auch alles, wenn ich ihn auf meine Insel lasse - weil die Illusion möglicherweise schöner war als es dann die Realität ist.


    Okay, jetzt die Frage: Wer hat vielleicht schon mal was Ähnliches erlebt? Was habt ihr gemacht? Wie habt ihr euch entschieden und wie wars?


    Wie gesagt: Ich weiß, dass ich mich selbst entscheiden muss, aber manchmal hilft Erfahrungsaustausch ja dabei, die Gedanken zu sortieren und sich zu entscheiden. ;)

  • Hört sich doch gut an! Freu dich doch einfach! :)
    Es ist auch möglich Beziehungen zu führen, ohne alles zusammenschmeißen und ohne die eigene Lebensart in Frage zu stellen. Viele meinen ja, es habe was mit Verzicht zu tun, man müsse sich selbst reduzieren, um mehr Platz für den Anderen zu schaffen. So muß es aber nicht kommen. Man kann auch sehr gut sein Leben an das des Partners andocken, es erweitern. Der andere Part muß natürlich damit klarkommen. Ich mache damit gute Erfahrungen. ^^

  • Ui, fixe Antwort ;) Danke.


    Ist deine Partnerin denn auch Einzelgänger oder ist sie auch so total gegensätzlich wie er? Denn das macht mir am meisten Kopfzerbrechen. Wenn er auch eher ein Einzelgänger wäre, würde ich damit sicher viel besser klar kommen. Aber hier prallen wirklich zwei total unterschiedliche Welten aufeinander. Ob man das auf die Dauer überbrücken kann?

  • Ob das bei dir gutgeht kann nur die Zeit beantworten. Das mußt du schon selbst herausfinden. Und wenn dir was an dem Menschen liegt, wirst du es wahrscheinlich auch machen. Ich weiß nicht wie leidensfähig du bist oder wieviel Freiheit(en) du brauchst. Und inwieweit er dich einengt oder zu etwas animieren möchte, was du nicht willst? Aber etwas zu beenden, nur weil es schief gehen könnte, ist sicher kein guter Rat.
    Bei mir und meiner Freundin ist es so, daß wir beide zurückgezogen leben und auch unsere Zeit ohne den anderen brauchen. Welche wir uns auch zugestehen. Es ist eine Fernbeziehung. Wir wohnen (noch) weit auseinander. Zusammenziehen haben wir schon ausgeschloßen (bzw. in eine weit entfernte Zukunft verschoben! :D ) Wir haben eine Menge Schnittstellen, ein ähnliches Weltbild und viel Spaß! Besser kann's nicht! ^^
    Aber wird sind auch beide absolut autark. Es wird keine Dominanz ausgespielt, keiner redet dem anderen rein. Größtmögliche Freiheit und eine sehr schöne Zweisamkeit. Ich will es nicht mehr missen! :)

  • Klingt weitaus idealer. ;)
    Ich war sogar mal verheiratet. Allerdings auch mit einem autarken Einzelgänger. Da ist einfach ein grundsätzliches Verständnis für die Insel des anderen vorhanden.
    Ob das bei ihm so ist, weiß ich nicht. Daher weiß ich auch nicht so richtig, was ich will. Das muss ich natürlich noch rausfinden, ehe ich mich aus meiner Höhle wage und ihm sage, was ich empfinde. (Zumal ich auch gar nicht weiß, was sich bei ihm so tut. Aber das ist nicht das entscheidende Problem. Wenn er nicht will, ist das eben so, aber ich kann ja nicht sagen, dass ich will, wenn ich es eigentlich nicht will. :D )

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