Beiträge von Gabi Bauer

    Freilich, an so einem Projekt würden ja sowieso nur diejenigen teilnehmen, die etwas mitteilen möchten. Und nein, natürlich würde ich an den Texten höchstens die Rechtschreibung verbessern, falls nötig - schließlich soll ja nicht der Perfektion gehuldigt werden, sondern die Persönlichkeit des Schreibers erhalten bleiben. Schon gar nicht wird beim Verlag etwas veröffentlicht, was der Autor in der Endversion nicht gegengelesen und abgesegnet hat. Ist momentan eh nur eine Idee - mal sehen, was beim anderen Buch herauskommt.


    Wenn jemandem nach Lyrik ist - bitte sehr, auch die trägt bei Einzelgängern oft interessante Früchte. Will jemand auf diese Weise ein trauriges Erlebnis verarbeiten, indem er es aus der Ferne seiner Abgeschiedenheit der Welt mitteilt ist das auch gut - gerade die Vielfalt würde so ein Projekt interessant machen. Man erhält viele unterschiedliche Einblicke in das Einzelgängerdasein, auf die Verschiedenartigkeit, die trotz derselben Grundeinstellung besteht. Eben weil man nicht pauschalieren kann und sollte. Die einen sind als Einzelgänger relativ glücklich, andere nicht. Das ist auch etwas, worüber die Allgemeinheit dann mehr erfahren würde. Die vielen Facetten des Einzelgängerdaseins, sozusagen.


    Falls Du das Buch, das demnächst auf den Markt kommt lesen möchtest - würde mich freuen, ebenso ein ehrliches Feedback dazu. Eines kann ich Dir vorab verraten: das Buch habe ich ja eben mit der Absicht geschrieben, Verständnis zu wecken. Natürlich wird sich ein Einzelgänger, der das liest, in manchen Punkten total verstanden fühlen. Andere Punkte wird er nicht so sehr auf sich beziehen können, weil es eben auch unter Einzelgängern unterschiedliche Ausprägungen und Lebenserfahrungen gibt. Trotzdem ist ein Buch immer auch Geschmackssache, auch wegen des Schreibstils. Ich zum Beispiel fröne gerne dem schwarzen Humor oder nehme mich selber auf die Schippe, was nicht jedem Leser liegen mag.


    Danke für die guten Wünsche,
    und noch einen schönen Abend!
    Gabi

    Hallo Entfernte,


    freilich darfst Du fragen, ich habe nichts zu verbergen. Wieso auch? Ich bin ich, mit all meinen Fehlern und vielleicht auch Vorzügen.
    Das war eine kuriose Geschichte mit "meinem" Einzelgänger. Um es kurz zu machen: er war schon immer Einzelgänger, genau wie ich auch. Zwei Ehen waren schief gegangen, weil die Partner erheblich kontaktfreudiger waren. Er zog sich, wenn es ihm zu viel wurde, zurück. Und was tut man oft, wenn man sich zurückzieht? Man arbeitet was, liest was oder Dergleichen. Bei meinem Alex war es so, dass er meist gearbeitet hat, weil er damals frisch eine Firma gegründet hatte. Was ihm dann schnell den Ruf eines rücksichtslosen Workaholic eingebracht hatte. Die dritte Ehe ging er mit meiner Cousine ein, und ich dachte: oh Gott, das geht nicht gut. Ich hatte mich ein paarmal prima mit ihm unterhalten, auch übers Einzelgängertum - aber ich kannte halt auch meine Cousine und wusste, dass die das nicht auf Dauer akzeptieren wird. So war es auch, aber meine Cousine ist ein eher träger Mensch und schätzte an Alex, dass er gut verdiente. So beschloss sie, das mit seiner Distanz hinzunehmen und sein Geld zu verschleudern. Um sicherzugehen, dass sie selber nie mehr arbeiten muss, setzte sie innerhalb von kürzester Zeit drei Kinder in die Welt, obwohl sie Kinder gar nicht mag und nicht damit umgehen kann (Beweis: zwei davon sind jetzt im Heim). Trotzdem hatte sie das dringende Bedürfnis, ihren Ehemann täglich zu beschimpfen und sogar tätlich anzugreifen (einschließlich Krankenhausaufenthalt wegen Schnittwunde etc.).


    2003 beschloss Alex dann, sich mit Tabletten umzubringen, weil er es nicht mehr aushalten konnte. Er liebt seine Kinder, konnte aber meine Cousine nicht mehr ertragen. Er überlebte 253 Schlaftabletten und Betablocker, lag drei Tage im Koma und unternahm einen Versuch, die Ehe neu zu beleben. Ohne Erfolg, denn die Probleme gingen nahtlos weiter. 2008 konnte er nicht mehr, wollte fast schon den nächsten Selbstmordversuch starten - doch er hatte mitbekommen, dass meine Lebensgeschichte ähnlich war und bat mich um ein Gespräch, während er zeitgleich die Scheidung einreichte. Na ja, und da haben wir uns verliebt ... dann gab es natürlich ein Riesenproblem, kannst Dir ja denken, weshalb. Es entbrannte ein fürchterlicher Rosenkrieg samt Kampf um die Kinder - schließlich befreiten wir uns mit der Auswanderung. Ich aus dem ungeliebten Beamtenberuf, und er aus der Nähe meiner Cousine. Seither leben wir glücklich zusammen, weil jeder dem anderen die Möglichkeit zum Rückzug lässt. Es ist fast schon abartig: wir sitzen den ganzen Tag ca. 1 m entfernt am Computer und haben trotzdem nichts miteinander zu tun - bis wir einen Kaffee wollen oder Feierabend haben. Dann philosophieren wir zusammen über ein interessantes Thema oder pflegen eines unserer gemeinsamen Hobbies ... liebe Entfernte, ich sage Dir, das ist ein seltener Glücksfall! Wir haben in etwa dasselbe Bedürfnis, dieselbe Balance, was Nähe und Distanz angeht. Schwierigkeiten habe ich eigentlich nur, wenn ich wegen meines Jobs hinaus muss in die "böse" Welt. Nicht, weil ich Angst vor Leuten hätte, aber ich brauche und will Trubel um mich herum einfach nicht haben.


    Tja, und wegen einem einschlägigen Buch - ich habe selber lange danach gesucht und kein passendes gefunden. Das war unter anderem der Grund, weshalb ich selber meine Gedanken, Recherchen und Erfahrungen aufgeschrieben habe. Was hältst Du eigentlich von der Idee, über dieses Forum einen Aufruf zu starten: Jeder kann witzige oder tragische Einzelgänger-Geschichten, seine Sorgen und Nöte aufschreiben, und ich mach dann mal ein Buch draus? Vielleicht hilft das anderen Einzelgängern, die halt Foren nicht mögen.


    Viele Grüße aus dem heute 23 Grad warmen Spanien
    Gabi

    Freilich, man darf nie zu pauschal denken. Und selbstverständlich hast Du vollkommen Recht, die sogenannten schizoiden Persönlichkeiten sind oft liebenswert. Ich kenne auch welche und bin ganz sicher, dass bei mir auch solche Anteile enthalten sind. Zwei meiner Kinder sind Einzelgänger, mein Vater, mein ältester Freund ...


    Das mit den Depressionen hatte ich zwei Mal ziemlich extrem - einmal gipfelte das Ganze sogar in Panikattacken. Ich konnte nicht aus dem Haus, nicht in den Bus und bekam bei dem Gedanken Schweißausbrüche und Herzprobleme, auf die Arbeit zu müssen. Klar hatte ich in dieser Zeit auch einen Therapeuten, einen sehr intelligenten Menschen. Der hat mir gesagt: ganz egal, welches Etikett auf Dir klebt - reiß es runter und nimm Dich so an wie Du bist. Du musst nicht perfekt sein oder der Umwelt jemanden vorspielen, der Du gar nicht sein willst. Das habe ich beherzigt und mir ging es viel besser. Das meinte ich damit, wenn ich sagte, man sollte vorsichtig mit Schubladen sein. Zudem gibt es halt viele Ignoranten, die das Wort "schizoid" mit "der/die hat 'ne geistige Macke" assoziieren. Deswegen habe ich mir angewöhnt, lieber das Wort "anders" zu bezeichnen, sobald mich jemand fragt, wieso ich dies und jenes nicht tue oder mag.


    Später habe ich selber Psychotherapie studiert, weil mich interessierte, warum wer wie funktioniert und manche halt lieber zurückgezogen leben - oder es nicht wollen, aber nicht anders können. Drei Jahre lang hab ich mich kreuz und quer durch die Fachliteratur und Vorträge gewühlt. 2004 hab ich dann die Heilpraktikerzulassung als Therapeutin erhalten. Oft ist es ja so: wenn man sich selber einigermaßen einschätzen kann (was halt auch nur mithilfe Dritter geht, selber ist man ja betriebsblind), dann geht es einem meist gleich besser. Insofern verstehe ich gut, wenn man sich beim Therapeuten gut aufgehoben fühlt. Man muss dann halt entscheiden, inwieweit man Veränderung haben will und ob sie einem wirklich gut tut. Ich mag mein Einzelgängertum, bin aber dennoch sehr dankbar, dass es meinen Lebensgefährten gibt - wenigstens eine verlässliche Konstante kann nicht schaden.

    Ach ja, und noch vergessen, wegen der Wachträume ... das ist etwas, was man auch nutzen kann ... ich habe auch so meine Phasen, in denen ich in der sogenannten Realität gar nicht so präsent bin. Aber ich nutze diese Fähigkeit/Sonderlichkeit dazu, Bücher zu schreiben ... seit September 2011 bin ich schon über dem 12. Buch, und die meisten davon sind gut 300 - 450 Seiten dick. Ich denke, in einem Buch das ich mal gelesen habe, hatte der Autor recht: Wenn Dir das Leben eine Zitrone gibt, mach einfach Limonade draus.


    Herzliche Grüße,
    und wenn jemand mal Schwierigkeiten hat, Aussagen von Psychiatern, wohlmeinenden Angehörigen, Ärzten und ähnlichen Berufsgruppen hat: gerne mach ich mir ein paar Gedanken dazu. Ich komm bloß nicht immer gleich zum Antworten, weil wir neben dem Verlag noch das Softwareunternehmen haben, wo wir oft bei Kunden gleich eingreifen müssen, wenn sie mit dem System Probleme haben.


    Wir sind was Besonderes, und sollten das dankbar annehmen. Wer möchte schon langweilige Massenware sein??? :thumbup:

    Hallo Entfernte, hallo Valanna,


    tja, die Psychiater würden halt zu gerne jedem, der sich nicht wie ein Herdentier in der breiten Masse verhält, einen Stempel aufdrücken und ihn in eine Schublade stecken. Ich persönlich glaube, dass auf diese Weise viel zu viele Persönlichkeitsstörungen und Psychosen diagnostiziert werden. Nur weil jemand anders ist, muss er noch lange nicht krank sein. Ich denke eher, dass es sich um eine etwas unterschiedliche Spezies handelt. Schizoid ... na, in der Wissenschaft ist halt so eine Checkliste existent, nach der man angeblich sowas erkennen kann. Im Studium (Psychotherapie) musste ich mich mit alledem auch befassen und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass sich im Grunde jede Person irgendwo einreihen lässt, wenn man lange genug absichtlich nach Symptomen sucht. Bloß - warum sollte man akzeptieren, als krank angesehen zu werden und sich konditionieren zu lassen, bis man ist, wie alle anderen? Als ich jung war, hab ich oft gemeint, mich anpassen zu müssen und mich dafür gehasst, wenn es nie von langer Dauer war. Seit ich aber akzeptiert habe, dass es halt Solche und Andere gibt, finde ich das Einzelgängerdasein nicht mehr schlimm. Wer mit mir nicht kann, soll es halt bleiben lassen ... der Rest sind dann wenigstens echte Freunde.


    Und Valanna ... ich denk, dass Du Deine Phase überwinden wirst, denn aus Deiner kurzen Nachricht schließe ich, dass das nur ein temporärer Rückzug ist - schon weil Du Dich anscheinend gar nicht so wohl in der Einsamkeit fühlst . Ich schon ... ;)

    Nee, das Buch gibts dann auch im Buchhandel, aber erst ein paar Wochen später. Oder über den Verlag, dessen Website geht zum 1.3. an den Start www.pink-apple.es. Selbstverständlich kann man das auch von Deutschland aus bestellen. Jetzt aber genug vom Buch, sonst glaubt noch wer, ich hätte bloß dessen Verkauf im Sinn. Klar, auch, aber längst nicht nur. Zum Beispiel hab ich auch schon über ein Projekt nachgedacht, bei dem viele verschiedene Einzelgänger Storys aus ihrem Leben beitragen können und dann das Ganze als Buch veröffentlicht wird - so mit tragischen und witzigen Geschichten drin.


    Deine Konstellation klingt aber auch interessant. Bei mir ist es so, dass auch ich mit einem Einzelgänger zusammen bin. Wir bezeichnen uns jetzt gerne scherzhaft als "Doppel-Einzelgänger". Nun ja, meine Auswanderung nach Spanien hatte auch damit zu tun, dass ich mich aus meinem Umfeld befreien wollte ... außerdem war ich Beamtin, musste ständig für die Bürger da sein. Das lag mir nicht. Als Schriftsteller kannste alleine im stillen Kämmerlein sitzen ... man gelangt aber auch da an seine Grenzen, weil man natürlich Lesungen abhält und somit im Mittelpunkt stehen muss. Hat alles Vor- und Nachteile. Mein Lebensgefährte ist Programmierer und arbeitet auch von zu Hause aus.


    Und was machst du so? Wie bist Du zu Deinem Einzelgänger gekommen?

    Hallo Entfernte!


    Oh doch, ist wertschätzend, die Passage ist augenzwinkernd gemeint. Das Buch heißt: Der Einzelgänger, seine Aufzucht und Pflege und erscheint Mitte März im spanischen Verlag Libros Anaconda unter meinem Pseudonym Andrea Ross, ist aber deutschsprachig und dann auch über Amazon zu bestellen.


    Ich bin selber Einzelgängerin, und habe auch so einige davon in der Familie und im Freundeskreis. Daher hatten wir alle das Bedürfnis, anders gearteten Menschen doch mal unsere Funktion zu erklären ... vor allem aber wird jeder davor gewarnt, einen Einzelgänger ändern oder zur Geselligkeit zwingen zu wollen.
    Den Klappentext? Aber gerne!


    Sie leben mitten unter uns, meist unerkannt. Kein Etikett, kein Warnhinweis zeichnet die Exemplare dieser Spielart des Homo sapiens als das aus, was sie nun einmal sind:


    Einzelgänger!


    Dieses Büchlein wird Ihnen einen heimlichen Einblick in deren kompliziertes Seelenleben gewähren - denn wer mit einem Einzelgänger adäquat umzugehen versteht, dem wird er das lebenslang danken!


    Falls Sie Einzelgänger in Familie oder Freundeskreis haben - dies ist der Beipackzettel, den Sie schon immer gebraucht hätten!


    Klar, man kann natürlich nie alle Spielarten der Einzelgänger abdecken, die einen sind extremer, die anderen eher pflegeleicht im Umgang. Aber ein paar Gemeinsamkeiten gibt es halt doch - daher dieses Forum, gell? :D

    Hallo, ich bin eine ziemlich eingefleischte Einzelgängerin. Ja, ich war dreimal verheiratet ... aber ihr wisst ja bestimmt, welche Erfolgsaussichten solche Versuche beschert sind. Verlassen konnte ich mich immer nur auf eine einzige Person: MICH. Wer kennt das nicht? Dennoch, ich leide nicht unter der Situation, finde sie im Grunde sogar gut. Ach ja, und weil ich gelesen habe, dass scheinbar einige von euch auf der Suche nach einem Buch über Einzelgänger und deren Wesensart sind: ich habe gerade eines geschrieben, das demnächst in den Handel kommt. Da breche ich eine Lanze für unsere Spezies, und zwar für jede Altersklasse ... und für Angehörige und andere Leute, die das Einzelgängertum nicht verstehen können oder wollen, wäre das eine Art Betriebsanleitung ...
    trpk1
    Wie auch immer, ich lese immer gerne selber über die manchmal tragischen, manchmal witzigen Erlebnisse von einsamen Wölfen. Uns auf eine Party einzuladen, ist schon ein bisschen mutig ... hinterher kommen dann ganz verrückte Geschichten heraus ... deswegen meine Anmeldung hier! Ich freue mich darauf, einige von euch kennen zu lernen.