Beiträge von Entfernte

    aber: wenn du das so sagst, hieße es, du wüßtest es vorher; schon beim kennenlernen, dass derjenige Bindungsängste hat.
    diejenigen zeigen es doch aber nicht, man sieht es ihnen nicht an der nasenspitze an.


    Ich hatte das in der Therapie auch mal so ähnlich gesagt. Daraufhin meinte mein Therapeut, dass das Kennen lernen dieser Personen zwar eher ein Zufall sei, das Unterbewusstsein aber total rasch abscannen würde, was mit dem Gegenüber los ist.Unterbewusst hätte man da sehr sensible Antennen dafür. Ich habe ja fast nur ein solches Umfeld (gehabt),lasse mich fast nur mit solchen Menschen ein, Und natürlich sind meine Beziehungen die ganze Zeit hindurch schon Thema. Ich gehe seit 2013 zur Therapie und habe das Gefühl, mit meinem Therapeuten habe ich richtig Glück gehabt. Ich habe mich sehr verändert, bin um vieles ruhiger und sicherer geworden - und heute richtig glücklich. Natürlich hatte ich dabei auch das Glück,meinen besten Freund genau zum richtigen Zeitpunkt kennen gelernt zu haben. Ohne ihn wäre vielleicht manches anders gelaufen. Und auch dem Nachbarn habe ich vieles zu verdanken. Auch das Anecken mit ihm hat sehr zu meinen Selbsterkenntnissen beigetragen. Und dann natürlich nicht zu unterschätzen, das Verhalten meines Mannes. Auch wenn er natürlich seine Persönlichkeit nicht wirklich ablegen kann, hat er sich doch definitiv mitentwickelt und/oder mir zumindest alle Vorausessetzungen für meine Entwicklung ermöglicht und mitgetragen. Ich war im letzten Jahr mit meinem besten Freund für mehrere Tage im Wanderurlaub. Wir nächtigten in einer gemeinsam angemieteten Ferienwohnung (Typ C, zwei getrennte Schlafzimmer) Mein Mann wusste davon und hatte auch schon für dieses Jahr zugestimmt, dass wir es nochmal machen. Aber dann hat er doch verletzt reagiert, als auch noch die Idee in uns entsand, gemeinsam für mehrere Tage nach Berlin zu fahren Es störte ihn aber nichtmal so sehr dass, sondern vielmehr die Anzahlder Tage, die wir vorgesehen hatten. Weniger hätte er hingenommen. Daraufhin haben wir uns anders geeinigt. Mein Freund kommt hierher, wir wandern hier. Aber ich war glücklich. Mein Mann zeigte Regung. Es war ihm nicht egal. Du glaubst gar nicht, wie glücklich ein bisschen Eifersucht auch machen kann. Dabei ist es viel schwieriger, jemanden zu hintergehen, der einem vertraut als jemanden, der sowieso denkt, du bist ihm ja nicht treu. Jedenalls gab es da in diesem letzten Urlaub nicht einen einzigen Moment der Peinlichkeit oder der erotischen Anziehung. Aberich mag meinen Mann sehr dafür, dass ermir solche Möglichkeiten einräumt. Mir sagt das, er will mich glücklich sehen. Er gestattet mir, das, was ich brauche und von ihm nicht erhalten kann, woanders zu holen.Er muss mich schon sehr lieben.

    Nun, bei Entfernte hatte man das Gefühl, alle Beteiligten seien schon diagnostiziert.


    Ja, das ist wohl so. Es ist wohl kein Zufall, dass man sich immer die selben Menschen raussucht. Selbst betroffenlebt man mit einem anderen Bindungsängstlichen wohl in der Gewissheit, dass niemals all zu viel Nähe entstehen wird. Das ist doch eigentlich eine ganz gute Tacktick. Aber man kann sich verändern. So ist es mir zumindest ergangen. Ich habe mittlerweile einen bestenn Freund (oh Wunder - auch von Bindungsängsten betroffen), der zwar sehr weit weg wohnt, mit dem mich inzwischen aber eine sehr herzliche und innige Freundschaft verbindet. Durch ihn habe ich tatsächlich gelernt, dass man manchen Menschen auch vertrauen kann. Er hat die ganzen Tyranneien, mit denen ich ihn austestete ausgehalten und Konflikte mit mir ausgetragen. Er ist geblieben - bis heute!


    Mit meinem Mann war ich zm ersten Mal ine einem Urlaub, der sich nur nach unseren allereigensten und gemeinsamen Bedürfnissen ausrichtete. Es war ein richtig schöner Urlaub. Wir haben, für unssere Verhältnisse ungeheuer viel miteinander geredet und uns unterhalten. Wir sind uns wirklich um einiges nähergekommen. Ich hätte das nichtmehr geglaubt, dass es so noch werden könnte.


    Meinem Mann rechne ich sehr hoch an, dass er es erkennt, dass mir doch einiges an Nähe und Beziehung fehlt und dass er mir deshalb ziemlich viele Freiheiten lässt. Das zeigt mir, dass er mich glücklich sehen möchte. Trotzdem, der Freund ist Freund, nicht Liebhaber. Zwischen uns herrscht keinerlei erotische Anziehungskraft.


    Ich habe gut gewählt! ;)


    Und mit dem Nachbarn habe ich mittlerweile ein sehr herzliches nachbarschaftliches Verhältnis aufgebaut. Auf sein Zurückkommen nach seinen Rückzügen angesprochen, gab er zu verstehen, dass ich es ihm möglich mache, zurückkommen zu können, weil ich da einfach mitmachen würde. Die Rückzüge werden seltener, es gab schon einige Zeit überhaupt keinen mehr. Wir reden sehr häufig miteinander und haben gemeinsame Themen gefunden. Mittlerweile äußert er immer wieder auch sehr persönliche Dinge. Ein Vertrauensverhältnis scheint sich schon seit einiger Zeit zwischen uns aufzubauen.


    Ich musste meine eigenen Gefühle erst kennen- und einschätzen lernen. Mein Therapeut sagte mir, ich bräuchte dazu Kontakte. Sie würden mir dabei helfen. Denn nur, indem ich vergleichen könne, könnte ich erkennen, was ich da im Eigentlichen fühle.


    Er hatte Recht!




    Trugbild, wie ist es dir denn mittlerweile ergangen?

    Nein, du irrst dich. Derzeit bin ich dabei, mich voll und ganz für meinen Mann zu entscheiden. Das bedeutet auch,ich entscheide mich trotz Angst und trotz des Nachbarn für ihn. Ich glaube nämlich, dass ein anderer mich mit meinen Launen und meinen Verzweiflungen nicht ausgehalten hätte. Und er hat zu mir gehalten obwohl ich ihm sagte, dass ich einen andern mag. Zugegeben, das tut mir bis heute weh, dass er so gar kein Eifersuchtsgefühl zeigte, aber ein anderer hätte mich in die Wüste geschickt. Aber er hat, damit ich bleibe, das Trinken aufgegeben. Damit hat er mir schon auch gezeigt, dass ich ihm wichtig bin. Als ich mit meinem Burn out ganz unten war, da hat er zu mir gehalten, so gut er konnte. Und ich war ganz unten. Für seine Persönlichkeitsstruktur kann er nichts. Aber wie bereits beschrieben, hat sie nicht nur Nachteile. Sie hat schon auch ihre Vorzüge. Und ich werde es irgenwie schon hinkriegen, auch mit einer veränderten Situation umgehen zu können. Mein Mann nimmt mich ja auch, wie ich bin.

    Es ist manchmal so, als ob sich eine ganz neue Welt auftun würde. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, als ob ich (mit meinen Augen) besser sehen würde. Der Blick wird irgendwie klarer und schärfer. Das ist unglaublich. Ich konnte Kontakte früher nicht aushalten. In letzter Zeit lasse ich es zu, dass mich Ingrid öfters auf meinem abendlichen Spaziergang begleitet. Obwohl, lästig ist sie mir ja immer noch häufig. Aber immerhin, ich schaffe es, ihr nicht permanent bissige Antworten zu geben oder sie blödsinnig anzuschnautzen.

    Weißt du, warum mir das auch Angst macht? Weil mein Mann ganz derbe schizoid veranlagt ist. Wenn er sich nicht mitentwickelt, wird er mir die Nähe nicht geben können. Und dann? Was soll ich dann tun - eigene Bedürfnisse wieder mal vergraben, wo ich gerade gelernt habe, sie wieder zu erspüren oder vielleicht fremdgehen? Das verhältnis zu meinem Mann hat sich wieder gebessert und ich habe allen Grund dazu, ihn zu lieben. Und was soll ich auch mit einem andern? Ja, ich mag den Nachbarn. Aber das wäre doch genau das Selbe. Das wäre doch bescheuert.

    Ich habe unter der Kontaktarmut zuletzt auch nicht gelitten, fand sie im Gegenteil weitgehend sehr angenehm. Aber jetzt lerne ich ja in der Therapie meine Gefühle wieder wahrzunehmen - was tatsächlich funktioniert. Es kommen auch die Kontaktbedürfnisse wieder an die Oberfläche. Aber das Wichtigste daran ist, ich merke derzeit eigentlich erst, dass ich lebe und mitunter denke ich, dass sich zuvor alles so tot (weil so gleichgültig) angefühlt hat. Zwischenzeitlich empfinde ich manchmal so ein richtiges Glücks- und Wärmegefühl. Ich gehe jetzt in eine SHG für schizoide Menschen. Das ist die erste Gruppe, in der ich mich jemals zugehörig gefühlt habe. Mittlerweile bin ich sehr aktiv an einem Freizeittreff für vorwiegend Menschen mit sozialen Ängsten beteiligt und besuche sogar eine Volkstanzgruppe (Trachtentanzgruppe). ich lasse mittlerweile also Kontakte und sogar Körperkontakte zu. das empfinde ich für mich als einen riesigen Fortschritt.

    Ich befinde mich in Therapie und es hat sich schon sehr vieles geändert. Manches davon macht mir auch Angst. Ich weiß noch nicht, wo es hinführen wird, wenn die Veränderungen in dem Maße anhalten. Ich lebte bislang anderen gegenüber auch sehr distanziert, hatte wenig Wunsch nach Nähe. Nun lerne ich aber wieder Gefühle zu erspüren und das Nähebedürfnis weitet sich. Kannst du dir vorstellen, dass ich Angst vor der Zukunft habe?


    Gute Frage.


    Ich habe jetzt nur noch einen Cousin, den ich alle 6-9 Monate mal treffe. Und noch ein Forenmitglied, dessen Kontakt ich bremsen muss.
    Ich wurde Einzelgänger durch viele Enttäschungen die ich nicht mehr verkraften konnte. Erts war ich es unfreiwillig, jetzt bin ich freiwillig Einzelgänger.


    Nein, ich habe sonst niemanden weiter. Ich lasse es aber auch kaum zu !



    Was müsste denn passieren, damit du es zulassen könntest? Ich meine, da stecken doch Ängste dahinter. Kannst du dir vorstellen, dass du die irgendwie wieder abbauen könntest? Und warum musst du dieses Forenmitglied ausbremsen? Es scheint dich doch zu mögen.

    Ich muss da jetzt einfach mal nachfragen:


    Habt ihr wirklich gar niemanden, seid total alleine und wollt das definitiv auch so beibehalten?
    Und wenn es so ist, ist da irgendwann mal eine Verhärtung entstanden - durch Verletzungen?
    Und wenn nun jemand kommt und euch wirklich mag? Muss er/sie zwangsweise scheitern?

    Weißt du, ich liebe ihn schon. Das Problem ist nur, dass ich mir manchmal doch etwas mehr wünschen würde. Mir fehlt so einiges und ich versuche dies derzeit mit mehr Aktivitäten meinerseits auszufüllen. Ob das funktioniert, muss ich schauen. Ansonsten weiß ich jetzt auch noch nicht, was ich tun soll.


    Warum bist du denn mit deiner Freundin zusammen? Vielleicht findest du die Antwort ja bei dir, weshalb er bei mir bleibt. Wichtig sein muss ich ihm ja irgendwie schon, sonst hätte er das Trinken nicht aufgegeben. Mir fallen auch Dinge auf, die er tut, die ich als total achtsam empfinde. Wenn er z. B. geraucht hat, dann wäscht er sich die Hände bevor er mich anfasst. Durch solche Beobachtungen denke ich auch manchmal: Ich muss ihm doch wichtig sein! Vielleicht kann er es ja einfach nur nicht zeigen. Und ich habe ihm ja auch schon schwere Möbelstücke ins Zimmer gestellt und er hat das mit mir ausgehalten und durchgestanden. Da muss schon was da sein. Nur, es ist so schwer fassbar für mich. Ich fühle mich schon manchmal sehr einsam. und ich bin jetzt eigentlich richtig froh darum, auf jemanden wie dich gestoßen zu sein. Vielleicht bringt mir das ja einige Erklärungen.

    Ja, da gebe ich dir schon recht. Mein Mann ist ja Alkoholiker und war schon seit 2002 wieder rückfällig. Da waren einfach schon sehr viele Verletzungen vorhanden und dann kam noch diese eine, für mich ganz schreckliche hinzu. Da war der Ofen für ihn einfach aus. Und den Nachbarn, den mochte ich als Mensch schon immer sehr gerne. Als dieser dann anfing, mit mir zu flirten, da rannte er zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich offene Türen bei mir ein. Das Dumme ist nur, dass wir mittlerweile irgendwie nicht wirklich zusammen, aber einfach auch nicht ohne einander auzukommen zu scheinen. Beides scheint irgendwie nicht zu gehen. Ich weiß, dass dies ein krankhaftes Verhalten ist, aber trotzdem gelingt mir das "Loslassen" irgendwie noch nicht wirklich.


    Mich versucht der Kamerad auch immer wieder zu erpressen und kündigt mir an, dass er, wenn ich nicht dies und jenes tun oder lassen würde er dies oder jenes tun würde. Aber da ist er schief gewickelt. Wenn er meint, dies oder jenes tun zu müssen, dann ist dies sein Problem uns seine Entscheidung. Da stand ich schon recht früh drüber. Und trotzdem versucht er es immer wieder. Das sind dann die Momente, in denen ich an seiner Reife zweifle und er mich ärgert. Er scheint es zu merken. Er bislang noch nichts davon wahr gemacht.


    Mein Mann und ich engen uns gegenseitig auch nicht ein. Wir führen weitgehend jeder sein eigenes Leben.

    Ich habe nichts mit dem Nachbarn, noch nie wirklich gehabt. Er zieht sich schon ganz früh immer zurück. Wir sind sogar noch per "Sie" miteinander. Und wir haben nicht den Sternenhimmel zusammen angeschaut, sondern haben zusammen einen Nieselregen genossen. Aber dieses Wechselspielchen von Rückzug und sich wieder näher kommen geht jetzt schon fast zwei Jahre. Und man muss nichts miteinander haben um sich gegenseitig ganz nahe zu fühlen. Es ist manchmal auch einfach so da. Man spürt dieses Knistern, man trennt sich nur schwer von einander, man wird rot und kommt in Verlegenheit, die Augen strahlen und man sieht das hinreißendste lächeln, das man sich vorstelllen kann. Wir können uns ewig lange über `s Wetter unterhalten, ohne dass es langweilig wird und wir fallen auch den Nachbarn auf, wenn wir uns am Garageneck unterhalten. Er ist nämlich insgesamt sehr wortkarg und meidet Kontakte. Er sagt ganz klar, dass er keine haben möchte und lebt dies auch konsequent. Da fallen wir dann mit unseren längeren Gesprächen oder wenn wir uns mal angiften schon auf.


    Wie ist das bei dir- lebst du auch insgesamt isoliert und kontaktarm?

    Bei mir schalten in manchen Bereichen auch die Gefühle ab, aber wenn meine Diagnose stimmt, liegt das nicht an den schizoiden Anteilen.


    Woran denn? Aber noch vielmehr interessiert es mich,wie sich das für dich anfühlt?

    Liebe... ich könnte nicht sagen, ob das, was ich bei mir für Liebe halte auch Liebe ist, aber etwas Romantik zu zweit, Atmosphäre, Spaß,gleicher Humor, interessante Diskussionen, Begeisterung... Zärtlichkeit
    Hast Du das mit ihm?


    Mit meinem Mann? Diskussionen auf sachlicher Ebene sind möglich, auf emotionaler Ebene sind sie nicht möglich. Fragen kann er diesbezüglich, wenn überhaupt, erst nach Tagen, Wochen oder Monaten beantworten. Ob er Romantik empfinden kann, weiß ich nicht. Das Gefühl hatte ich bislang aber nicht. Begeistern kann er sich, wenn ihm etwas organisatorisches gelungen ist. Ansonsten ist er eher einer, der viel plant, dann aber oftmals doch nicht die Kurve kriegt, aus dem Haus zu gehen. Allerdings fällt ihm dies im Allgemeinen sehr schwer und er braucht Medikamente (Tavor), um das zu können.


    Derzeit wird er etwas zärtlicher. Seinen Blicken nach zu urteilen fühlt er auch so. Aber er schaut mich immer nur dann liebevoll an, wenn er mich auch körperlich berührt. Einen liebevollen Blick außerhalb dieser Berührungen lässt er mir nicht zukommen. Mein Mann hat zwar kaum ein Bedürfnis nach GV, dafür aber ein sehr großes, mich permanent zu betatschen. Ich fühle mich ihm gegenüber häufig als Sexobjekt missbraucht. Die andere Seite ist aber die, dass ich mal gelesen habe, dass für schizoide Menschen dies die einzige Möglichkeit wäre, sich auch selbst wahr zu nehmen. Und wie ich bereits oben erwähnt habe, ist er sehr derb schizoid veranlagt. Ich dagegen habe nur in Teilbereichen hohe Anteile der schizoiden Persönlichkeitsstruktur und habe hauprsächlich in der Eigenwahrnehmung und der Wahrnehmung meiner eigenen Bedürfnisse Probleme. Mit Hilfe meines Therapeuten habe ich aber mittlerweile sehr vieles schon erlernt und befinde mich eindeutig auf dem Weg der Veränderungen.

    Deinen Zeilen entnehme ich, dass du auch nach diesen elf Jahren immer noch deine Rückzugsmöglichkeiten benötigst. Was geht in diesen Rückzugszeiten in dir vor? Weshalb brauchst du sie? Fühlst du Liebe? Auch solange du dich auf Rückzug befindest? Und wodurch wird bei dir dieses Rückzugsbedürfnis ausgelöst? Und wie hast du dich damals mit dem Wissen gefühlt, dass sie verheiratet war? Hat dich das in der Kontaktaufnahme bzw. im Kontakterhalt zu ihr eingeschränkt?


    Wie habe ich solche Rückzüge überhaupt zu werten? Welche Bedeutung kommt ihnen zu? Fühlst du während eines Rückzugs eher Nähe oder bist du da ganz weit weg? Was geht da vor in dir?

    20 Minuten die Hand halten? Ist das alles?


    Mein Mann ist richtig derb schizoid veranlagt. Die Beschreibungen der schizoiden Persönlichkeit, wie du sie im Internet finden kannst, passen relativ gut auf ihn. 20 Minuten lang meine Hand zu halten, das ist eine Recordleistung. Ich kann nicht mal mit wirklicher Sicherheit sagen, ob mein Mann mich wirklich liebt, oder einfach nur Verlassensängste hat, weil ich für ihn ein Stück weit den Kontakt zur Außenwelt darstelle und erhalte. Er sagt von sich, er wisse nicht, was Gefühle sind, er würde nicht fühlen. Ich denke er fühlt schon, ist aber nicht in der Lage, den richtigen Zugang zu seinen Gefühlen zu finden (deshalb braucht er für alles so lange) und seine Gefühle benennnen oder beschreiben zu können.

    Hallo Trugbild,


    vielen Dank für deine Rückmeldungen und auch deinen Tipp für Konstanz. Ich vermute allerdings, dass wir abends heimfahren werden.


    Du musst wissen, mein Mann hatte mich übelst verletzt und zwischen uns herrschte von mir ausgehend ein totaler Stillstand. Ich hielt lange Zeit dem Nachbarn die Treue und habe diesbezüglich auch meinem Mann (im Juli 2013) die Wahrheit gesagt. Es kam von seiner Seite aus keinerlei Reaktion. Erst Mitte Dezember registrierte ich, dass er anfing, mich zu beobachten, wenn ich im Sessel saß und vor mich hinträumte bzw. er auf die Uhr schaute, wenn ich aus dem Haus ging. Und dann geschah in der Sivesternacht etwas, das es noch gar nie gab. Er hielt meine Hand - 20 Minuten lang.


    Mittlerweile trinkt er auch seit dem 15. Mai 2013 nicht mehr und so langsam konnte ich wieder etwas Vertrauen zu ihm aufbauen. Derzeit bin ich sehr verliebt in ihn. Der Nachbar ist ein wunderbare Mensch und ich mag ihn nach wie vor gerne, aber er ist in die Ferne gerückt. Ich hätte mich bis vor kurzem noch rückhaltslos zu ihm bekannt, aber was will ich mit einem Partner, der das gar nicht annehmen kann. Weißt du, zwei Männer, die einen permanent zurückstoßen und auf Rückzug gehen, das zermürbt. Meinen Mann kann ich mittlerweile, wenn ich es ahne, einfach danach fragen, ob ihm gerade alles zu viel ist und dann braucht es dieses Zurückstoßen nicht mehr. Aber der Nachbar kann aus heiterem Himmel heraus so schroff und verletzend werden, das glaubst du gar nicht. Und er wird es nicht, wenn wir Streit haben. Nein - er wird es, wenn es schön war. Wir genießen z. B. zusammen den wunderbar lauen Nieselregen und es könnte gerade nicht schöner sein. Es gibt keinerlei Unstimmigkeit, aber beim nächsten Zusammentreffen gibt er sich so was von schroff und arrogant, dass ich mich frage, was das denn nun wieder soll. Ich mag nicht mehr. Dieses ewige Hin und Her, diese ewige Angst, aufpassen zu müssen, dass nicht wieder zu viel Nähe entsteht, möchte ich nicht mehr haben. Vielleicht wäre dies anders, wenn er bereit wäre, noch eine Therapie anzustreben. Aber für ihn ist alles in Ordnung, so wie es ist. Dann soll er so leben - aber ohne mich. Das zumindest ist meine derzeitige Einstellung. Wirklich geschafft habe ich den (gefühlsmäßigen) Absprung aber noch nicht. Das ist ein richtiges Dilemma.


    Zweigleisig zu fahren stellt keine Option für mich dar. Über diese Gefühle, die ich dem Nachbarn entgegenbringe bin ich nicht wirklich glücklich. Ich habe es mir nicht so ausgewählt. Es ist mir passiert. Aber er war da zum richtigen Zeitpunkt da und ich bin ihm trotz allem dankbar dafür.



    Ich kenne übrigens dieses Wegstoßen und Herholen sehr gut, nur könnte man sich bei mir nie sicher sein, dass ich mich wieder melde. Es ist schwer zu unterscheiden, ob jemand aus Angst Machtspiele treibt und sich jemanden warm halten möchte oder er den anderen liebt und sich nur nicht traut. Als ich mich auf meine erste und bisher einzige Beziehung einließ, war es eine Mischung aus beiden. Ich hatte auch eine Identitätskrise, weil ich überzeugter Single war. Vielleicht hat er das auch.


    Er sieht ab un an schon sehr verliebt aus. Und er scheint es auch zu wissen. Mitunter wird er richtig verlegen. Das sind meist die Momente,in denen er mich zurückgewinnt.


    Darf ich dich fragen, woran deine Beziehung zerbrach. Hat sie sie beendet oder du? Und wie äußerte sich deine Identitätskrise?


    Ganz liebe Grüße
    Entfernte

    Ich würde dem noch gerne etwas hinzufügen:



    Ich glaube, ich habe mittlerweile das (für mich) beste Buch gefunden, das ich jemals in Händen hielt:


    Steven Carter, Julia Sokol: "Nah und doch so fern - Beziehungsangst und ihre Folgen"


    Ich habe mich ja schon immer in besonderer Weise von Männern mit einer, in einer gewissen Weise Bindungsunfähigkeit angezogen gefühlt. Ich hatte auch niemals Probleme damit, sie in ihrem Anderssein zu akzeptieren, aber ich habe nie begriffen, in wieweit dies in meiner eigenen Persönlichkeit begründet ist. Ich wusste natürlich schon davon, dass dies so ist, aber diesen Mechanismus hatte ich nicht verstanden. Jetzt bin ich diesbezüglich einen Schritt weiter.



    Interessant ist in dem Buch auch zu lesen, wie Bindungsängstlichkeit oftmals auch noch in bereits festen, langjährig bestehenden Beziehenungen ausgelebt wird. Ich muss sagen, das hätte ich nicht gedacht. Ich fand an ganz vielen Stellen das Zusammenleben zwischen mir und meinem Mann wiederbeschrieben. Das hat mich doch ziemlich überrascht und zum Nachdenken gebracht.


    Ich empfinde das Buch als sehr empfehlenswert und habe es mittlerweile auch dem Nachbarn geschenkt.


    Es gibt auch noch eine PDF mit der selben Überschrift. Dort kann man wesentliche Beschreibungen des Bindungsängstlichen finden, was es aber mit mir selbst zu tun hat, ist daraus nicht ersichtlich:


    http://www.klausschenck.de/ks/…_und_doch_so_fernlore.pdf


    Ich möchte noch darauf hinweisen, dass es am Ende der PDF es noch mehr Hinweise auf mehrere gute Links gibt.


    Mit lieben Grüßen
    Entfernte

    Sowohl mein Mann als auch ich sind von der Schizoidät betroffen. Bei mir denke ich, dass sich eine Soziale Phobie so peu apeu in Teilbereichen in eine schizoide Persönlichkeitsstruktur verwandelt hat. Unter `m Strich, denke ich aber, geht es mir damit besser als mit all den Ängsten. Ich fühle mich aber auch deshalb davon betroffen, weil es auf der Nachbarschaft einen Mann gibt, der selbtunsicher vermeidend ist und den ich in ganz, ganz, ganz besonderer Weise gerne leiden mag und von dem und mir ich behaupten kann, wir fühlen uns zueinander hingezogen. Aber jedes Mal, wenn ein bestimmter Pegel von Nähe erreicht ist, läuft er weg, geht auf Rückzug oder wird schroff und verletzend. Nach einiger Zeit bemüht er sich dann immer wieder, mich zurück zu erobern. Das ist verlässlich und ich brauche mir keine Gedanken darum zu machen.


    Ich mache Therapie und kämpfe gegen diese Gefühle an. Andere Gefühle übe ich wieder zuzulassen und sie kommen an die Oberfläche. Nähebedürfnisse steigern sich. Ich liebe meinen Mann sehr. Da sich aber meine Nähebedürfnisse steigern und wie bereits beschrieben, auch andere Gefühle wieder zu Tage treffen, weiß ich derzeit nicht, wie sich meine Zukunft gestalten kann. Meine ganz große Hoffnung besteht darin, dass mein Mann sich mit mir mitentwickelt. Derzeint scheint das wenigstens so ein bisschen so zu sein.

    Ich habe mittlerweile ein paar Antworten auf meine Fragen gefunden und würde euch gerne daran teilhaben lassen. Ich vermute, das hier kann noch für einige weitere Mitmenschen hier sehr hilfreich sein:


    http://vssp.de/nr-4-soziale-phobie-u-beziehungpartnerschaft



    Überhaupt finde ich den VSSP eine richtig gute Einrichtung und finde im Allgemeinen, dass sich ein Blick auf seine Seiten lohnt:


    http://vssp.de/startseite



    Ich selbst habe mittlerweile in meiner Therapie recht gute Fortschritte gemacht und habe eingesehen, dass es für mich die beste Lösung ist, den Kandidaten "loszulassen" und bin diesbezüglich eigentlich auch schon recht gut vorangeschritten, aber so ganz bin ich vor den Rückfällen doch noch nicht gefeit. Ich hab ihn einfach viel zu gerne.


    Ich wollte euch gerne auch noch sagen, dass das, mit dem Gefühle wieder erspüren zu lernen, tatsächlich möglich ist und funktioniert. Ich befnde mich mittlerweile in einer Selbsthilfegruppe und fühle mich dort wohl und zum ersten Mal in meinem Leben irgendwo zugehörig. Mit Menschen mit sozialen Ängsten habe ich im Raum Stuttgart eine Freizeitgruppe auf die Beine gestellt, die sehr gut angenommen wird. Unter diesen Menschen fühle ich mich besonders wohl. Sie tun mir richtig gut. Und ich gehe mittlerweile 14-tägig in eine Volkstanzgruppe. Gut, dort sind wir zu fünft aus unserer Familie. Aber immerhin - ich habe dort Körperkontakt und kann ihn zulassen.


    Diese Freizeitgruppe betreffend möchte ich noch ergänzen, wir sind offen für jeden und ein jeder ist uns herzlich willkommen zu den Aktivitäten, die ihn interessieren. Da wäre z. B.die Wanderung am Samstag, den 12. Juli 2014 um den und zum Hohen Neuffen: http://www.owen.de/wordpress/w…s/VierFelsenWanderung.pdf bzw. http://www.sozcafe.de/index.ph…-neuffen-am-12-juli-2014/ Am nächsten Tag, Sonntag, den 13. Juli ist eine Wanderung vom Schloss Lichtenstein zur Nebelhöhle vorgesehen. Am 10. August wollen wir einen Ausflug nach Heidelberg und am 20.September einen an den Bodensee machen. Dazwischen gibt es immer wieder kleinere Angebote in und um Stuttgart. Wer Interesse hat, kann sich gerne bei mir melden oder im Sozcafen unter diesem Link vorbeischauen:


    http://www.sozcafe.de/index.ph…ebung/page-12#entry633293


    Ganz liebe Grüße an alle
    Entfernte

    Mich machen derzeit Fortschritte auf der Beziehungsebene glücklich.


    Worunter ich immer sehr leide, ist Ungewissheit und/oder Orientierungslosigkeit. Ich brauche es, zu wissen, was Sache ist.